Glaube, Andacht und Pflicht
Andacht für den Sommer
Schon umgeben uns in reicher Fülle Blüten, die uns eine gute Ernte für den kommenden Herbst verkünden. O Gott lass die Hoffnungen nicht vergebens sein, die den Landmann und uns mit ihm erfüllen. Sende zur rechten Zeit Tau und Regen, Sonnenschein und Kühle. Behüte uns vor Dürre und lass die Blüten nicht abfallen, ehe sie reif sind, die Halme nicht vom Unwetter zerschmettern, ehe sie gefüllt sind.
Wie glücklich bin ich mich in Deine Schöpfung vertiefen zu können. Mit dem Hauch des Frühlings lässt Du die Keime der dunklen Scholle entsteigen, der Sonnenstrahl belebt und durchglüht ihn, dass er wächst und gedeiht, die Erde führt seiner Wurzel, der Tau und Regen seinem Blatt Nahrung zu. Zu dem frischen Laube gesellen sich die Knospen, aus deren schützenden
Herzblättchen bald die schöne Blüte hervorschaut, aus der sich die nährende und fortpflanzende Frucht gestaltet! Und wenn sie gereift ist — erquickt und stärkt sie Menschen und Tiere.
So sorgst Du o Gott für alle Deine Geschöpfe! Allein dem Menschen gabst Du mehr als den dunklen Trieb, gleich dem Tiere seine Nahrung von der Natur fertig zu empfangen. Du ließest ihn Hilfebedürftig ins Leben treten, aber Du gabst ihm Kraft und Einsicht für seinen Lebensunterhalt zu sorgen und Tiere, Pflanzen und alle Naturkräfte sich dienstbar zu machen. Aber nichts wäre er ohne Deinen Beistand; — denn zitternd steht er vor dem Unwetter und Gefahren umdrohen ihn! Du allein bist alsdann unsre Hoffnung und in Deine allliebende Schöpferhand befiehlt der Landmann den Segen des Feldes!
Auch die Saat der Erkenntnis lass in mir zu meinem und Andrer Heil und Segen aufgehen! Lass mich o Gott in Glück und Frieden nie vergessen, dass Du die Sonne bist, ohne deren Strahlen und Lebenswärme unser Dasein unmöglich wäre! Selbst im Ungewitter will ich nicht zagen, denn in mir ist die Zuversicht, dass Du uns auch im Schmerze nahe bist und dass der Balsam vor der Wunde erschaffen war!
In Sonnenschein und Regen
Hoff' ich auf Deinen Segen!