Lina Morgenstern

Glaube, Andacht und Pflicht

Am Grab des Vaters oder der Mutter am Jahrestag

In Wemuth tief versenkt betrete ich die stille, geweihte Stätte, wo Deine teure irdische Hülle ruht! Der Schmerz hat nie meine Seele verlassen, gedachte ich der Stunde des Todes, die Dich von unsrer Seite genommen! Unsägliches Dankgefühl erfüllt mich bei dem Gedanken, dass Du den größten Teil Deines Lebens mir mit zärtlicher fürsorglicher Liebe und Hingebung gewidmet hast! Und wie Du in mich alle Saatkörner des Guten und der inneren Befriedigung pflanztest! O sei mir mit Deinem geliebten Bilde ewig nahe, auf dass ich in all meinem Streben und Handeln immer noch trachte Deiner würdig und Dir wohlgefällig zu werden. Wenn es Dir vergönnt ist mich zu schützen und zu bewachen wie einst im Erdenleben, o so lenke meine Schritte, dass sie nicht straucheln und ich der Versuchung anheimfalle! Geheiligt sei mir Dein Andenken immerdar und die Liebe zu Dir begleite mich, bis ich Dir einst vereint werde! Amen.

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