Glaube, Andacht und Pflicht
Am Abend desselben Tages
Die Sonne ist niedergesunken um anderen Erdbewohnern zu leuchten!
Welch ein tröstlicher Gedanke!
Das Himmelslicht, das unsre Bahn
erhellt, löscht nimmer aus, es verlässt uns nur, damit uns die
Nacht zu stiller Ruh nach vollbrachter Arbeit einlade und wir Kraft
finden am andern Morgen die Sonne neu zu grüßen!
Auch wenn die
Nacht des Schmerzes unser Gemüt umdüstert, ist die Sonne göttlicher
Gnade und Erlösung uns nicht fern!
Sie sendet selbst dem
Unglücklichen der Sterne milden Schein, Kraft und Trost im Leiden.
Während ich von der Tagesarbeit ausruhe, durchströmt mich inniges
Dankgefühl, dass mir auch heute gegeben ward, was ich bedurfte. Doch
wie habe ich mich all der Wolltaten dieses Tages wert gezeigt?
Mit
guten Vorsäßen begann ich den Morgen, aber meine Kraft war
schwächer als mein Wille. Viel wollte ich vollbringen, wenig habe
ich getan!
Ich wollte alle die beglücken, an denen mein Herz mit
Liebe hängt, doch ich versäumte Manches, was ihnen hätte Freude
bereiten können. O Gott lass mich eingedenk sein, dass jeder Tag der
letzte meines Lebens sein kann, damit ich es zum eignen Besten und
zur Wohlfahrt Andrer nützen lerne und die mir verliehene Kraft auf
rechte Art verwende!
Und wenn ich den Schlaf suche, lass mir die Ruhe
labend sein in dem Bewusstsein, sie durch Tätigkeit und Pflichttreue
verdient zu haben.