Lina Morgenstern

Glaube, Andacht und Pflicht

Vorwort

In vielen jüdischen Gemeinden, und gerade in den gebildeten am meisten, gibt sich seit längerer Zeit das lebhafte Bedürfnis nach einem neuen Andachtsbuch für die Jugend kund, da die älteren entweder Kenntnisse voraussehen, welche nach Lage der Dinge zu gelehrten Kenntnissen geworden sind, oder einen Standpunkt einnehmen, der sich mit den Überzeugungen der Gegenwart nicht mehr in Übereinstimmung befindet.

Nach beiden Richtungen hin soll das vorliegende Büchlein Abhilfe gewähren.

Es soll dem inneren Leben Weihe und Heiligung, dem Äußern Stärke und Befestigung im Guten bringen, ohne etwas Anderes als die Empfänglichkeit des Gemütes, den für das Edle gestimmten Sinn und das Verlangen nach pflichtmäßigem und gottgefälligem Wandel vorauszusehen. Die Jugend und Alle, welche gleich ihr diese Voraussetzungen rechtfertigen, werden in den Gebeten und Liedern unsres Erbauungsbuches eine Quelle der erwünschten Andacht und Seelenbefriedigung, in den kurz entwickelten Zehn Worten vom Sinai einen Führer auf dem Gebiete der wesentlichsten sittlich religiösen Forderungen finden.

Meine geschätzte Freundin hat dafür gesorgt, dass im ersten Teil die Tage der Arbeit sowohl als die Feste und Ruhetage des Judentums berücksichtigt wurden und dass dem nach Erbauung strebenden Herzen in allen Lagen des Lebens der entsprechende Trost oder die gesuchte Erhebung zu Teil werde. Ebenso sind in dem zweiten Abschnitte, so zusammengedrängt er werden sollte, die Hauptstützen für ein Leben des inneren Friedens und der tätigen Pflichterfüllung angegeben.

Möge also unser Büchlein das wirken, wozu wir es senden!

Berlin, März 1863. — Dr. Immanuel Heinrich Ritter.

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